Eigentlich sollte es
gleich in der 1. Runde ein Schlagerspiel werden, im Klartext:
Der Favorit und Bundesliga-Absteiger St. Valentin empfängt in
Niederösterreich den Aufsteiger aus der 2. Landesliga, ASKÖ
Leonding am Sa 14. 10. 23 um 15 Uhr im Hotel Wallner.
Beide Titelaspiranten konnten ihre beste Besetzung aufbieten,
sodass es im Spielsaal von internationalen Titelträgern nur
so wimmelte. Leider waren die Spielbedingungen nicht gerade
ideal.
Auf Brett 4(Schüller-Kranzl) und Brett 6(Winkler-Eder) waren
sich die Gegner schnell einig, ihre Partien auf Remis
anzulegen, und das Unentschieden ohne viel Kampf schnell mit
Hand- schlag zu besiegeln.
Auf Brett 3 hielt Dr. Pierre Dübon (ASKÖ Leonding) mit den
schwarzen Steinen allen (Schein-)Angriffen von IM Harald
Casagrande stand, und drehte die Partie rasch zu seinen
Gunsten. Als er die Partie klar gewonnen hatte, Casagrande
nicht mehr ziehen konnte, und in seiner Restzeit von knapp 3
Minuten keinen Ausweg mehr sah, kam unter viel Staunen von
Mitstreitern und dem Publikum ein unbegründetes Remisangebot
vom Leondinger Stammspieler. Ein schneller Handschlag von
Kasagrande beendete die Partie.
Ein weiterer Schlagabtausch war bei den Titelträgern auf
Brett 1 zu sehen: IM Weiss Chr. hatte natürlich mit den
schwarzen Steinen einen schweren Stand, spielte noch im
Endspiel und mit wenig Zeit auf Angriff, aber FM Sandhöfner
wehrte alle Gewinnversuche ab.
Variantenreich ging es auf Brett 2 zu: Meinten die Zuseher zu
Beginn, dass FM Dr. DI Thomas Hebesberger wohl die einzige
Siegchance für Leonding wäre, drehte Neuzugang FM Jakob
Postlmayer die Partie mit einem Figurenopfer im Endspiel noch
zu seinen Gunsten und ging nach gut 5 Stunden hin und her als
Sieger hervor. Es war derart kampfbetont, dass man dies
stundenlang analysieren könnte.
Somit bleibt nur noch über Brett 5 zu berichten, wo der
Teamkapitän von Leonding, DI Alexander Klinkan, auf den klar
favorisierten Fide-Meister R. Heimberger traf, der zum Vorteil
der weissen Steine auch noch 198 Elo-Punkte mehr auf die Waage
brachte. Die Partie ging über die volle Distanz, wobei
Klinkan immer mit Zeitproblemen zu kämpfen hatte, die
Verteidigung aber sehr gut wählte, und immer Gegenchancen
hatte. Wäre dort ein nach Elo-Wertung etwa gleichstarker
Gegner gesessen, hätte es für FM Heimberger wohl nicht so
gut ausgeschaut. Die Partie wurde gegen Ende immer besser für
Schwarz.
Nun fassen wir aber zusammen: Der Heimverein St. Valentin geht
als Sieger mit 3,5 zu 2,5 Punkten hervor. Dies nur deshalb,
weil wohl das Remisangebot auf Brett 3 mehr als Rätsel
aufgibt. Aber sportlich gesehen wohl in Ordnung geht, weil die
Niederösterreicher mit 13.228 zu 12913 Elo-Punkten einen
Vorteil von 315 Wertungspunkten aufweisen konnten.
Bei den gesamt 12 teilnehmenden Mannschaften in der OÖ
Landesliga wird sich nach der Startrunde noch viel tun. Die
Entscheidungen werden noch fallen. Prognosen gibt es auch
kaum, weil fast alle Teams neue Kräfte verpflichtet haben,
und die Aufstellungen taktisch noch nicht erforscht sind.
Für die Gästemannschaft aus Leonding gab es vor dem Match
noch eine zusätzliche Schock- starre: Mussten wir doch
kurzfristig erfahren, dass unser Jugend-Schachfreund und Weg-
begleiter aus Jahrzehnten, Herr D. Kubista (ehemals
Schachverein Kirchdorf an der Krems) bei einem unerklärlichen
Unfall zu Hause mit 58 Jahren ums Leben kam. Somit sprechen
wir an dieser Stelle auch unser aufrichtiges Beileid an die
Familie aus.
E. Schüller
Berichtdetails
Erstellt
von: Ernst Schüller
Letzte
Änderung: 16.10.2023
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